Die Lörracher Klimawette geht sang- und klanglos verloren …

Liebe Alle,

die Klimawette ist im Frühjahr angetreten, 1 Million Menschen und 1 Million Tonnen eingesparte CO2 zur Weltklimakonferenz nach Glasgow für Deutschland zu sammeln. Die Klimakonferenz startet in 9 Tagen. Trotz großartigem Engagement der Initiatoren und zahlreicher Unterstützer*innen haben – Stand heute – lediglich 11.260 Teilnehmer*innen 15.551 Tonnen CO2 eingespart!

Am 20.7.2021 hat unsere Bürgermeisterin öffentlich auf dem Marktplatz die Klimawette für Lörrach angenommen: 750 Bürger*innen sollten gefunden werden, die jeweils für 25 EUR eine Tonne CO2 kompensieren. Zur Info: Im Durchschnitt ist jeder Bürger für 11 Tonnen CO2 jährlich verantwortlich. Die CO2 Spende der Klimawette geht an einen gemeinnützigen Verein (es gibt also gar eine Spendenbescheinigung!), der dafür in Umweltprojekte investiert, die die Spender*in selbst auswählen kann.*

In Lörrach haben sich – Stand heute – 39 Menschen gemeldet. Die Wette geht sang- und klanglos verloren.

Als Klimabotschafter dieser Stadt (dazu bin ich Anfang Jahr von rundem Tisch Klima und Stadt Lörrach angefragt worden), fühle ich mich verpflichtet, den Umweltschutz in Lörrach bekannter zu machen und konkret Fortschritte zu erreichen. Auf meine Anfrage im Sommer an die Bürgermeisterin, was sie gedenke, die Klimawette zu gewinnen und wie wir Botschafter das unterstützen können, wurde mir gesagt, dass der Stadt nicht am Gewinn der Klimawette sondern an der Sensibilisierung gelegen ist. Man möchte den Fokus auf das Projekt „Lörrach verkleinert seinen CO2 – Fußabdruck“ richten. Dabei sollen 500 Menschen gefunden werden, die ihren Fußabdruck kalkulieren und verkleinern. Stand August waren gut 100 Menschen gefunden.

Wir sind eine reiche Stadt mit 50.000 Einwohner*innen. Die meisten von uns wissen, dass uns nur noch wenige Jahre bleiben, wirksame Maßnahmen zu ergreifen um die 1.5 Grad Grenze noch einzuhalten. In Russland tauen bereits die Permafrostböden auf breiter Front – das ist nur einer der gefürchteten Kipppunkte. Am Ende geht es nicht nur um Klima- oder Umweltschutz, sondern auch um die Zukunft der Menschen auf dem Planeten. Sind wir bereit, das ernst zu nehmen?

Herzliche Grüße

Hartmut Schäfer

Quellen:

https://rtk-loerrach.de/klimateams/

https://www.dieklimawette.de/kommunale-klimawetten/baden-wuerttemberg

https://www.fairnetzt-loerrach.de/2021/04/29/klimawette-klimaschutz-geht-auch-sportlich/

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/permafrostboden-jakutien-101.html

*ich habe gerade bei der KLIMAWETTE (https://www.dieklimawette.de/1QF75DWY)  mitgemacht. In wenigen Minuten nicht nur tonnenweise CO2 durch eine Klimaschutzspende eingespart, sondern auch einen sozialen Mehrwert in den Projekten geleistet. Darum geht es beim Klimaschutz: Jetzt einfach machen, damit wir die Klimakrise noch abbremsen können.

5 Responses

  1. Hartmut Schäfer
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    Ja – da ist zuletzt nochmal ein Ruck durch die Stadt gegangen! Lörrach erreicht den einen sagenhaften 8. Platz unter den Städten bis 80.000 Einwohnern. Ein großes DANKE all denen, die auch und gerade auf unseren Aufruf hin noch gespendet haben – allein bei mir haben sich ein Dutzend Menschen gemeldet.
    Der 8. Platz tönt gut – es grenzt aber an ein Armutszeugnis für Deutschland, wenn landesweit statt 1 Mio Tonnen nur 20 Tsd zusammenkommen. Und auch Lörrach hat ja nur 15% von gesetzten Ziel erreicht.
    Die Message für Glasgow ist dann eher: Wir wissen es zwar, aber wir handeln nicht ausreichend. Vielleicht sollten von den vielen Millionen, die nun für „grüne“ Technik bereitgestellt werden, einige in Kommunikation, (Aus-)-Bildung und Demokratisierung gesteckt werden …

    Mehr Infos zu den Ergebnissen gibt es hier:
    https://www.fairnetzt-loerrach.de/wp-content/uploads/2021/11/klimawette-ergebnis-november-2021.pdf

  2. Hartmut Schäfer
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    Wenn jede*r jetzt 4 Freund*innen zum Mitmachen gewinnt – und morgen diese wieder 4 Freund*innen, und so weiter bis zum Start in Glasgow … https://www.dieklimawette.de/#modal-video – dann sind wir in und um Lörrach auf Kurs und senden ein echt starkes Signal!

  3. Hartmut Schäfer
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    Vielleicht sollten wir etwas mutiger werden und die Idee des Vereins SaveClimate.Earth.eV. verfolgen:
    Persönliche CO2-Budgets als Garant zur Einhaltung der Klimaziele?
    Eine simple aber revolutionäre Idee: persönliche CO2-Budgets und ein Preisschild, das die Summe aller CO2-Emissionen angibt. Möglich macht dies der ECO als Gamechanger für eine Klimapolitik, die dem 1,5 Grad Ziel gerecht wird. https://youtu.be/KOAYxTvzpBg
    Der Klimaschutzverein SaveClimate.Earth e.V. hat dieses Konzept, basierend auf dem Personal Carbon Trading, entwickelt. Keine neue Erfindung, sondern ein Prinzip, welches bereits Anfang der 2000er Jahre zur Diskussion stand in Großbritannien eingeführt zu werden. Und die Schweiz überlegt aktuell auch gerade, wie sie ein persönliches CO2-Budget und eine komplementäre Ressourcenwährung umsetzen kann!
    Wer mehr über diese sozial gerechte Alternative zur CO2-Steuer erfahren möchte ist herzlich eingeladen, sich mit dem Verein in Verbindug zu setzen.

  4. Dietmar Ferger
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    „Lörrach ist eine reiche Stadt“.
    Das mag für einige gelten, vor allem für die, die in der Schweiz arbeiten.
    Für viele ist Lörrach inzwischen vor allem eine sehr teure Stadt, in der sie sich gerade noch über Wasser halten können, weil bei vielen Menschen die Miete mehr als die Hälfte des verfügbaren Einkommens auffrisst.

    Ich wohne in einem Gebäude der städtischen Wohnbau. Deshalb geht das graden noch. Auf dem Flachdach dieses Gebäudes befindet sich aber immer noch keine Solaranlage.
    Sinnvoll wäre beispielsweise, dass alle Mieter, bei denen das möglich wäre, einen zinslosen Kredit erhalten, um sich eine Solaranlage auf dem Dach oder an dem Balkon leisten zu können und den Strom zum Eigenverbrauch einzuspeisen.
    Die Finanzierung von Solardächern könnte z.B. durch die Sparkasse geschehen, die ja den Kommunen gehört, die Rückzahlung des Darlehens erfolgt durch die Stromeinsparung, d.h. die Mieter zahlen für den Solarstorm vom eigenen Solarpanel den Betrag x (z.B. den regzulären Strompreis minus 5 Cent / kWh) pro kWh an die Sparkasse, bis die Solarpanele finanziert ist.
    Dann ist das eine Win-Win-Situation.
    Ziehen die Mieter aus, steigen neue Mieter automatisch in den Vertrag ein.

    Sinnvoll wäre beispielsweise auch, in Mehrfamilienhäusern für die Bewohner ein Lastenrad anzuschaffen und einen Stellplatz dafür zu erstellen. Das müsste nur jemand organisieren, also z.B. die Hausverwaltungen.

    Und ja, das Klima ändert sich. Wir müssen uns dem Klimawandel anpassen durch Humusaufbau, durch Wasserversickerung statt Versiegelung, und vor allem durch Pflege und Aufforstung unserer Wälder.
    Libyen war vor 2.000 Jahren die Kornkammer Roms. Der Raubbau der Römer an den Wäldern Südeuropas ist immer noch nicht ausgeglichen worden, die Hügel dort sind größtenteils immer noch kahl. Und ja, diese kahlen Hügel verändern natürlich das europäische Klima.
    Aber der (vor allem finanzielle) alleinige Fokus auf CO2-Einsparung ist nicht zielführend, und das merken die Menschen. Deshalb ist „Klimawette“ der falsche Ausdruck und vielleicht auch ein Grund, dass viele Menschen sich nicht beteiligen, denn sie wollen sich nicht vor den Karren einer Ideologie spannen lassen.
    Es geht auch nicht ums „Klima“, das hat sich schon immer geändert, sondern um die Natur, auf die Menschen immer noch ein Teil sind und ohne die wir – trotz weitestgehender Entfremdung – angewiesen sind und von der wir auch ein Teil sind.